Die Synergieeffekte des Totums
Synergieeffekte der Pflanzen
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Das Phänomen der Synergie ist eine von allen Pflanzenexperten anerkannte, wissenschaftlich erwiesene Tatsache. Aber welche Mechanismen liegen ihm zugrunde ?

Der Multi-Target-Synergieeffekt

Der Multi-Target-Synergieeffekt ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass die verschiedenen Bestandteile des Totums nicht nur auf ein, sondern auf mehrere Ziele einwirken und synergisch und agonistisch zusammenarbeiten, um eine potenzierte pharmakologische Wirkung zu erreichen (ein Agonist ruft eine Reaktion hervor, die zur erwarteten Wirkung beiträgt).

Das Konzept der Ziele (Targets) umfasst Enzyme, Substrate, Proteine, Metaboliten, Rezeptoren, ionische Kanäle und Transportproteine, die DNA (Desoxyribonukleinsäure) / die RNA (Ribonukleinsäure), die Ribosomen, die monoklonalen Antikörper, die physiochemischen Mechanismen und die Signalkaskaden (1).

Das Beispiel des Totums von Johanniskrautextrakt veranschaulicht den Mechanismus des Multi-Target-Synergieeffekts sehr gut. Die antidepressive Wirkung von Johanniskraut ist das Ergebnis von relativ schwachen synergetischen Wirkungen, die von verschiedenen Bestandteilen des Totums von Johanniskraut-Extrakt ausgelöst werden, bei verschiedenen Zielen, die an leichten und vorübergehenden depressiven Symptomen beteiligt sind (2, 3).

Der Vorteil dieser Vielzahl an aktiven Bestandteilen und ihrer sich ergänzenden Wirkungen verleiht dem Totum von Johanniskrautextrakt eine zugleich sanfte, tiefe und nachhaltige Wirkung, die mit der eines chemisch synthetisierten Medikaments vergleichbar ist, das in der Regel aus einem einzigen aktiven Wirkstoff besteht und eine einmalige, gezielte und einschneidende Wirkung hat.

Auf der Erhöhung der Bioverfügbarkeit basierende synergetische Wirkungen

Manche Bestandteile des Totums haben selbst keine eigenen pharmakologischen Wirkungen, verbessern jedoch die Bioverfügbarkeit der anderen aktiven Bestandteile des Totums, was letztere wirkungsvoller macht als wenn sie isoliert wirken. Bei diesen Bestandteilen handelt es sich in der Regel um Polyphenole oder Saponine, die auch als Co-Effektoren bezeichnet werden.

Die Rolle mancher dieser Co-Effektoren besteht beispielsweise darin, die Löslichkeit anderer aktiver Bestandteile des Totums in Wasser zu verbessern oder ihre Passage durch die Zellmembranen der Darmwand zu unterstützen, was die Verbreitung im Blut erleichtert. Auch andere Co-Effektoren können eine schützende Rolle bei der Stoffwechselwirkung von Enzymen spielen, die im Laufe des Wegs der aktiven Substanzen im Organismus intervenieren, bevor sie ihren Wirkungsort erreichen. So wird der Zustand von aktiven Substanzen nicht beeinträchtigt und sie behalten ihre Aktivität bei.

Bei kinetischen Studien stellten Wissenschaftler fest, dass zwei im Totum von Johanniskraut gefundene Polyphenole – Procyanidin B2 und Hyperosid – die Bioverfügbarkeit von Hypericin verbessern und somit auch die Wirkung auf leichte und vorübergehende depressive Symptome (4).

Auf der Eliminierung von Nebenwirkungen oder toxischen Wirkungen basierende synergetische Wirkungen

Einer der Bestandteile des Totums hebt eine oder mehrere unerwünschte Nebenwirkungen oder toxischen Wirkungen eines anderen Bestandteils auf. Dieses Phänomen wird «Quenching» genannt.

Das «Quenching» konnte bei Rhizoma Coptis (Huang Lian) belegt werden, einer Pflanze, die in der traditionellen chinesischen Medizin zur Regulierung des Blutzuckers verwendet wird (5). Bei Rhizoma Coptis wird die Zytotoxizität von Berberin durch die Präsenz von anderen Alkaloiden und Pflanzenbestandteilen gesenkt (6).

Durch die Vielzahl der Bestandteile (mehrere Hundert), die logische Folge der gemeinsamen synergischen und variablen Wirkungen, die Polyvalenz der ergänzenden Aktivitäten, die Wirksamkeit in geringen Dosen und die abgestimmte und harmonische Wirkung der anderen Bestandteile (Konzepte der Bioverfügbarkeit und der Toxizität) wirkt das Totum sanft, tief und nachhaltig und kann neben der symptomatischen auch eine regulierende Wirkung haben.

Dr Karine Ancolio Morcq


Bibliographie :

(1) Imming P, Sinning C, Meyer A. Drugs, their targets and the nature and number of drug targets. Nat Rev Drug Discov 2006 5(10):821-34.
(2) Simmen U, Higelin J, Berger-Büter K, Schaffner W, Lundstrom K. Neurochemical studies with St. John's wort in vitro. Pharmacopsychiatry 2001;34(Suppl 1) :S137-42.
(3) Wagner H, Ulrich-Merzenich G. Synergy research: approaching a new generation of phytopharmaceuticals. Phytomedicine 2009;16(2-3):97-110.
(4) Butterweck V, Liefländer-Wulf U, Winterhoff H, Nahrstedt A. Plasma levels of hypericin in presence of procyanidin B2 and hyperoside: a pharmacokinetic study in rats. Planta Med 2003;69(3):189-92.
(5) Mills S, Bone K. Principles and practice of phytotherapy – Modern Herbal Medecine – Churchill Livingstone 2000: p. 58-62.
(6) An XP, Cui QR. Study advances on antidiabetes of Rhizoma Coptidis. Gansu J Tradit Chin Med 2008;21:57-58.